Das Wort zum Sonntag: es gab am 10. April 2015 einen noch glimpflich verlaufenen Steckunfall mit Holz auf dem South Sauty, einem Bach in den USA, zu dem auch ein Video veröffentlicht wurde. Einer der Retter hat dazu einen Text verfasst, den ich mit Euch gerne teilen möchte, für alle die das nicht schon selber auf FB gesehen haben. Besonders die offensichtlich intensive Besprechung des Vorfalls in der Gruppe und die Konklusionen, die hier gefunden wurden, finde ich interessant. Genau solche Vorfälle sind es, aus denen man - hoffentlich viel - lernen kann. Und wenn dabei nicht mal jemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, dann geht's schon kaum noch besser.
Kommentaren zum Unfall und zur Rettung selbst enthalte ich mich zunächst einfach mal, ich denke da sieht jeder noch etwas, das er anders gemacht hätte, würde mich auch interessieren was euch da noch so im Kopf rumschwirrt.
Aber erst mal: Film / Text ab!
This video is from South Sauty Creek on Sand Mountain in Alabama on Friday April 10, 2015. Level was approximately 9.0 feet on the Sauty gauge and dropping. We are from out of state but I think this was about 12” to 15” on the Bucks Pocket Gauge. This entrapment was on river right at Cliff Left Rapid. There is a large sieved out boulder that has wood under it, and as you can see wood sticking out. We knew to avoid the right side here, but only one paddler had been on the creek before, and I do not think the remainder of the group appreciated the magnitude of the hazard.
Victim – Joe Bruno, Hands on Rescuer – Joe Goodwin, on rock by green open boat – Brad Goodwin, On top of Sieve Rock Chris Handley (ed: der Verfasser) – Red PFD and White Helmet and Zach Moore – Orange Full face.
There is a lot here to critique and a lot that could have gone a lot better. That being said victim was rescued, without injury, and all gear was recovered, excepting one shoe. Victim paddled out, and paddled two more days on Upper Two and Tellico.
I will offer several critiques from the group itself: 1. We should have land scouted instead of boat scouting, and should have run the left line. This would have taken the sieve/wood combo completely out of play. 2. Boater spacing was not as good as it should have been, this was a second contributing factor to the incident. 3. Although reaction time was sufficient for this situation, it would not have been sufficient for a heads down situation. It takes 6 minutes to get “hands on.” 4. It was not obvious until late in the rescue that it was an easy wade to get from where I (open boater) broached and got out on the rock to where the victim (Joe Bruno) was entrapped. A quick wade could have gotten me to the victim very quickly, particularly if I had abandoned my boat, which I would have done in a heads down situation. 5. Also it was a very easy wade around the back side of the boulder to get on the island where we ultimately set up the z drag. This was also not discovered until late in the rescue. 6. We could have possibly set up a z drag on the boat with the victim in it, and extracted both at one time. This would have been more effective than pulling from above with the rope and behind by hand, which you see in the video. We maybe could have pulled both victim and boat out by manpower alone if we could have gotten the two big guys behind the victim via wade. 7. Once we got the victim out of the entrapment and up onto the log, we spent a very long time messing with the boat before we went back to the victim. The video ends before this happens. We should have probably focused on the victim until he was safe on the lower island prior to even thinking about boat extraction. However, at the time, the victim did not want to get off the log and back into the water for quite some time. We eventually did a line assisted wade to get him down to the lower island and that worked well.
The video ends before the rescue is complete, but a z drag was used to extract the boat. Two men could not pull it direct, or vector pull it. It was an easy pull with the Z drag. There is a second video from rescuer perspective. (Zach Moore) Zach was one of the guys with me (Chris Handley) up on top of the big rock. Zach’s hulk like strength was critical in getting enough manpower on the rope to pull the victim free of the boat. .
So like I said, there is a lot to critique, but at the end of the day the victim was rescued, and all vital gear was recovered. Good preparedness, training, teamwork, cool heads, and having the necessary equipment were all key in making this go as well as it did. The victim wearing a rescue pfd was essential to getting the victim unentrapped. A couple of other ideas, that fortunately did not materialize during the rescue were to have a kayaker try to get over in my open boat, (I had the paddle on my side) and lowering someone off of the rock down to the victim. We tried to lower a rope straight down to the victim at about the 5 minute mark, but he could not let go of the log to grab hold.
Viel interessanter als das Video finde ich in den Text. Da hat sich jemand mal richtig Gedanken gemacht, und das sogar, obwohl nichts Schlimmeres passiert ist. Egal, was man besser oder anders hätte machen können - und jedem würde natürlich etwas dazu einfallen -, excellent finde ich die Aufarbeitung danach in der Gruppe und das (ungewöhnlich) ernste Herangehen an die Analyse. Spässchen machen sich immer leicht, doch einen "Fall" so detailliert beschrieben zu sehen, auch wenn ein Video aus 2 Perspektiven vorliegt, finde ich klasse und kann jeden, der bereit ist, dazuzulernen, nur bereichern. Respekt!
Da fehlt der "Entscheider", der die Verantwortung und die Übersicht hat. Eine Absprache zu Beginn der Befahrung ist sicher nicht verkehrt. Völlig unverständlich, warum der Verklemmmte so krampfhaft versucht, sein Paddel festzuhalten. Loslassen, zur Not neues Paddel kaufen, und zwei Tage zum Ausstieg klettern. Aber doch immer versuchen, sich mit beiden Armen festzuhalten, bis Hilfe kommt. Sch... aufs Material.
Danke für eure Beiträge. Ja, ich hatte auch den Eindruck, dass man hier sehr viel lernen kann. Roger, sehe ich auch so mit dem Material, wobei man nicht weiss ob das unbedingt ein Problem war in der Situation - sprich, evtl. hat ihm das Paddel sogar geholfen? Wenn auch nur mental? Grundsätzlich geht natürlich Mensch vor Material, aber die Entscheidung ab wann das losgeht ist auch nicht so leicht zu fällen, schließlich kann man nicht bei jedem Schwimmer einfach alles loslassen, sich ans Ufer retten und nachher ist der Trip vorbei. So unverständlich ist die ganze Chose für mich nicht. Ich habe aber auch immer ein Ersatzpaddel im Boot, was man ehrlich gesagt bei Kayakern nicht so oft sieht!
Ob es hier einen Leader gab, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, daher enthalte ich mich darüber mal. Wirklich erkennbar ist keiner, zumindest keiner der sich dann bei der Rettung zurückhält deswegen, die machen ja irgendwie alle mit. Ist aber auch eine schwierige Rolle und ich bin immer bereit, jede Rolle zu diskutieren - die Leadership-Idee kommt eben aus anderen "high intensity" Bereichen, in denen sie sehr erfolgreich zu sein scheint, funktioniert aber vielleicht in einem hoch individualistischen Gruppensport nicht so einfach. Wenn ich nur darüber nachdenke, wie oft ich in Gruppen unterwegs bin, die aus mehreren Alphatieren bestehen.. wenn da mal was passiert wird das interessant.
Raphael hat wenn ich mich richtig erinnere gemeint dass sich eine Führungsrolle oft auch automatisch und "von selbst" abzeichnet, zumindest wenn ein kompetenter Mitpaddler da ist. Hier war es zwar anscheinend nicht so.
Trotzdem, Ich kann mir nicht so richtig vorstellen dass in einem Notfall Kompetenzgerangel zulasten des Verunfallten ensteht, Alphatier hin, Individualsport her.
-------- There is surely nothing other than the single purpose of the present moment.
Zum Kompetenzgerangel kam es bisher noch nie. Erstaunlich finde ich dass sich die Sache mit den Alphatieren bisher immer in nichts aufgelöst hat. Es hat sich schnell herauskristallisiert wer die Hauptinitiative ergreift und führt. Vielleicht war es aber auch immer nur derjenige der als erster die Zündende Idee zur Lösung der Situation hatte und diese selbstbewusst und überzeugend umgesetzt hat. Das wäre ja irgendwie auch der Optimalfall.
Diese Situationen und ihr Verlauf haben mich schon mehrmals gewundert, aber immer nur positiv...
Das hört man gerne. Es gibt ansonsten auch noch den idealfall des eingespielten Teams, das keine wirkliche Führungsrolle braucht, da diese ständig zwischen den Teammitgliedern hin- und herwandert - so wie der Ball beim Fußballspiel eben dahin gespielt wird, wo sich die beste Möglichkeit zeigt. Ein eingespieltes Team kann so leicht jeder Herausforderung seine beste Seite präsentieren, ist in etwa so ein Paradigmenwechsel wie der von der Baum- zur Mesh-Struktur in IP-Netzwerken. Mesh-Netzwerke werden besser, je mehr Knoten dazukommen, Baum-Netzwerke schwächer.
Wir führen übrigens gerade eine ähnliche Diskussion auf FB unter Cboats UK....
Das Thema mit dem Kompetenzgerangel habe ich übrigens persönlich schon erlebt - letztlich oft ausgelöst durch die Angst des Leaders, die Kontrolle zu verlieren. Wobei sowas nie Absicht ist, das würde ich auch nie unterstellen, aber oft wahrnehmungsbedingt / informationsbedingt und in weniger gut eingespielten Teams dann vorkommt, wenn zwei oder drei oder wie viele auch immer einen unterschiedlichen Informationsstand haben und daher auch verschiedene Prioritäten setzen.
Das ist übrigens ein Thema, das für mich ganz klar bei der Wildwassersicherheit ganz vorne dran steht - Teamwork, Entscheidungsfindung, Rollen und Prozesse... das kommt in meiner Priorität direkt nach der Unfallvermeidung, lange vor dem ersten Seilwurf und ist viel wichtiger als alle Flaschenzüge und sonstigen Taschenspielertricks zusammen. Hat auch viel mit Selbstwahrnehmung und -sicherheit zu tun.
Ansonsten: Ich finde das mal wieder super. Es bleibt spannend - bezogen auf das, was ich selbst ständig dazulerne und auch auf die Art und Weise, wie ich lerne, diese Dinge weiterzugeben und zu teilen. Nochmal - danke für eure Beiträge, in solchen Momenten habe ich wirklich das Gefühl das sich was bewegt und das motiviert, dranzubleiben. Ist doch viel schöner als endloses Geschmacksgewusel über die Form von Bootsnasen ;D